OFFENER
BRIEF
AN
PETER
HANDKE
VON
MARIE
COLBIN
IM
MAI
1999
dieser
brief
wurde
in
der
oesterr.
zeitschrift
format
genau
so
gedruckt.
Alle
sagen,
Du
liebst
das
Land
der
Serben.
Ich
sage:
Du
liebst
vor
allem
Dich
in
diesem
Land!
Auch
ich
liebe
Tofu,
die
zugelaufene
Katze,
und
deren
Kinder
–
Buddha,
Congo,
Sanso
und
Patti
Smith.
Ich
liebe
dieses
Katzenrudel
sehr
und
trage
dafür
die
Verantwortung.
Nur,
wenn
Tofu
einen
Vogel
bringt
und
ihn
vor
meinen
Augen
glühend
zerbeisst
–
ihn
lustvoll
tötet,
dann
empfinde
ich
vor
allem
Liebe
für
den
Vogel!
Und
wenn
der
Arme
nur
verletzt
ist
oder
geschockt,
dann
eile
ich
und
handle!
Ich
versuche
alles,
um
ihn
zu
retten,
ihm
zu
helfen,
ihn
zu
heilen.
Als
vorbeugende
Massnahme
trägt
Tofu
nun
eine
Glocke
um
den
Hals.
Ein
bimmelndes
Warnsignal
für
die
Vögel.
Wo
ist
Dein
„Warnsignal“
für
die
unzähligen
massakrierten,
gedemütigten
und
vertriebenen
Kosovaren
geblieben?
Wo
Dichter,
sind
da
Deine
Worte
verlorengegangen?
Bist
nicht
auch
Du
mitverantwortlich
für
diesen
Krieg?
Nichts
hast
Du
im
Vorfeld
für
den
Frieden
getan!
Warum
nicht?
Einäugig
wütest
Du
um
Dich.
Weiter
und
weiter.
Handke
–
abgelichtet
vor
einer
bombardierten
Fabrik
in
Belgrad.
Oh,
welch
eitles
Getue,
welch
lächerliches,
hohles
Pathos!
Der
Indianer
auf
Kriegspfad,
als
letzter
Serbianer.
Fühlst
Du
Dich
nun
als
Held
in
Deinem
„Einbaum“
und
paddelst
so
weiter?
Erinnere
Dich
an
unsere
„Manöver--Geschichte“!
Vor
genau
zwölf
Jahren,
am
14.April
1987,
kurz
bevor
ich
Dich
für
immer
verlassen
habe,
gingen
wir
im
jugoslawischen
Karst
des
Weges.
Plötzlich
wurden
wir
aufgeschreckt
durch
rumpelnde
Panzer
und
lautes
Geknalle
irgendwelcher
Schützen.
Wir
gerieten
mitten
in
einen
gespielten
Krieg.
Du
sagtest
damals:“
Im
Krieg
ist
alles
besser.
Da
geht´s
um
was!“
Geht´s
dir
nun
besser,
Dichter?
Ich
glaube
beinahe,
ja.
Irgendwie
wirst
Du
diesem
Krieg
dankbar
sein,
denn
er
befriedigt
auf
perverse
Weise
Dein
unstillbares
Verlangen
nach
öffentlicher
Anerkennung.
Dein
Ego
bläht
sich
weit
und
breit,
und
es
widert
mich
an.
250.000
TOTE
und
zwei
Millionen
Vertriebene
aus
Bosnien!
Über
eine
Million
Vertriebene
aus
dem
Kosovo!
Und
Du
festgebissen
im
Fell
Deiner
„Einaughaltung“
–
rechtfertigst
ein
nationalistisches,
chauvinistisches
und
rassistisches
Regime.
In
einer
absurden
Verdrehung
von
Ursache
und
Wirkung
legitimierst
Du
Völkermord
und
Deportation.
Bewusst
vertauschst
Du
die
Rollen
der
Opfer
und
Täter.
Und
was
ist
zynischer
und
verletzender,
als
die
Bilder
des
Grauens
selbst
verantwortlich
zu
machen?
Schämst
Du
Dich
gar
nicht?
Wenn
Du
einen
Preis
in
Belgrad
entgegennimmst,
Dein
Stück
dort
zum
jetzigen
Zeitpunkt
inszenieren
oder
dich
gar
zum
edlen
„Ritter“schlagen
lässt,
so
ist
das
Deine
bewusste
Zustimmung
zur
Blut--Politk
des
Diktators
Milosevic!
Das
ist
Dein
Beitrag
zur
„ethnischen
Säuberung“!
Ja,
ich
höre
Deine
abgedroschenen,
vulgären
Phrasen:“
Ich
scheisse
auf
Eure
Menchenrechte.
Ich
scheisse
auf
Eure
bedrohten
Völker.
Steckt
Euch
die
Toten
in
den
Arsch!“
Wer
bist
Du
denn,
dass
Du
Dich
so
wichtig
nimmst?
Bist
weder
gross
noch
edel
oder
gar
bescheiden
und
aufrichtig.
Ein
eitler
Schreiber
bist
Du,
der
sich
sonnt
in
der
Rolle
des
„einsamen
Rufers“.
Nur
sind
das
Rufe
nach
Zustimmung
für
ein
Verbrecherregime.
Du
bist
ein
Ideologe
des
modernen
Balkanfaschismus.
2
Dein
kitschiges,
verklärtes,
„Grasbüschel--Weltbild“
bekommt
leider
wieder
einmal
viel
zu
viel
Aufmerksamkeit,
und
ich
wundere
mich
sehr,
auf
welch
banaler,
Wein--seliger
Grundlage
Deine
Befürworter
sich
auslassen.
Dein
kleines
dramatisches
Stückchen
gibt
dem
Krieg
nicht
ein
konkretes
Gesicht.
Es
stellt
sich
nicht
gegen
die
ungeheuren
Ausmasse
der
Auslöschung
von
Individualität
(selbst
tote
Gesichter
werden
mit
Baseballschlägern
unkenntlich
gemacht),
sondern
ist
Ausfluss
deiner
aggressiven
Eitelkeit.
Ich
bin
Pazifistin.
Und
wenn´s
nach
mir
ginge,
gäbe
es
nicht
eine
Waffe
auf
Erden!
Jedoch
weiss
ich,
solange
es
Männer
gibt
auf
dieser
Welt
–
Männer
wie
Dich:
einäugig,
unnachgiebig,
machthungrig
und
Ego--breit
--,
wird
es
auch
Waffen
geben
und
somit
Kriege.
Ich
höre
noch
meinen
Kopf
auf
den
Steinboden
knallen.
Ich
spüre
wieder
den
Bergschuh
im
Unterleib
und
auch
die
Faust
im
Gesicht.
Nein
–
Du
bist
kein
Mann
des
Friedens!
----
MARIE
COLBIN
IM
MAI
1999
BRIEF
AN
PETER
HANDKE
VON
MARIE
COLBIN
IM
MAI
1999
dieser
brief
wurde
in
der
oesterr.
zeitschrift
format
genau
so
gedruckt.
Alle
sagen,
Du
liebst
das
Land
der
Serben.
Ich
sage:
Du
liebst
vor
allem
Dich
in
diesem
Land!
Auch
ich
liebe
Tofu,
die
zugelaufene
Katze,
und
deren
Kinder
–
Buddha,
Congo,
Sanso
und
Patti
Smith.
Ich
liebe
dieses
Katzenrudel
sehr
und
trage
dafür
die
Verantwortung.
Nur,
wenn
Tofu
einen
Vogel
bringt
und
ihn
vor
meinen
Augen
glühend
zerbeisst
–
ihn
lustvoll
tötet,
dann
empfinde
ich
vor
allem
Liebe
für
den
Vogel!
Und
wenn
der
Arme
nur
verletzt
ist
oder
geschockt,
dann
eile
ich
und
handle!
Ich
versuche
alles,
um
ihn
zu
retten,
ihm
zu
helfen,
ihn
zu
heilen.
Als
vorbeugende
Massnahme
trägt
Tofu
nun
eine
Glocke
um
den
Hals.
Ein
bimmelndes
Warnsignal
für
die
Vögel.
Wo
ist
Dein
„Warnsignal“
für
die
unzähligen
massakrierten,
gedemütigten
und
vertriebenen
Kosovaren
geblieben?
Wo
Dichter,
sind
da
Deine
Worte
verlorengegangen?
Bist
nicht
auch
Du
mitverantwortlich
für
diesen
Krieg?
Nichts
hast
Du
im
Vorfeld
für
den
Frieden
getan!
Warum
nicht?
Einäugig
wütest
Du
um
Dich.
Weiter
und
weiter.
Handke
–
abgelichtet
vor
einer
bombardierten
Fabrik
in
Belgrad.
Oh,
welch
eitles
Getue,
welch
lächerliches,
hohles
Pathos!
Der
Indianer
auf
Kriegspfad,
als
letzter
Serbianer.
Fühlst
Du
Dich
nun
als
Held
in
Deinem
„Einbaum“
und
paddelst
so
weiter?
Erinnere
Dich
an
unsere
„Manöver--Geschichte“!
Vor
genau
zwölf
Jahren,
am
14.April
1987,
kurz
bevor
ich
Dich
für
immer
verlassen
habe,
gingen
wir
im
jugoslawischen
Karst
des
Weges.
Plötzlich
wurden
wir
aufgeschreckt
durch
rumpelnde
Panzer
und
lautes
Geknalle
irgendwelcher
Schützen.
Wir
gerieten
mitten
in
einen
gespielten
Krieg.
Du
sagtest
damals:“
Im
Krieg
ist
alles
besser.
Da
geht´s
um
was!“
Geht´s
dir
nun
besser,
Dichter?
Ich
glaube
beinahe,
ja.
Irgendwie
wirst
Du
diesem
Krieg
dankbar
sein,
denn
er
befriedigt
auf
perverse
Weise
Dein
unstillbares
Verlangen
nach
öffentlicher
Anerkennung.
Dein
Ego
bläht
sich
weit
und
breit,
und
es
widert
mich
an.
250.000
TOTE
und
zwei
Millionen
Vertriebene
aus
Bosnien!
Über
eine
Million
Vertriebene
aus
dem
Kosovo!
Und
Du
festgebissen
im
Fell
Deiner
„Einaughaltung“
–
rechtfertigst
ein
nationalistisches,
chauvinistisches
und
rassistisches
Regime.
In
einer
absurden
Verdrehung
von
Ursache
und
Wirkung
legitimierst
Du
Völkermord
und
Deportation.
Bewusst
vertauschst
Du
die
Rollen
der
Opfer
und
Täter.
Und
was
ist
zynischer
und
verletzender,
als
die
Bilder
des
Grauens
selbst
verantwortlich
zu
machen?
Schämst
Du
Dich
gar
nicht?
Wenn
Du
einen
Preis
in
Belgrad
entgegennimmst,
Dein
Stück
dort
zum
jetzigen
Zeitpunkt
inszenieren
oder
dich
gar
zum
edlen
„Ritter“schlagen
lässt,
so
ist
das
Deine
bewusste
Zustimmung
zur
Blut--Politk
des
Diktators
Milosevic!
Das
ist
Dein
Beitrag
zur
„ethnischen
Säuberung“!
Ja,
ich
höre
Deine
abgedroschenen,
vulgären
Phrasen:“
Ich
scheisse
auf
Eure
Menchenrechte.
Ich
scheisse
auf
Eure
bedrohten
Völker.
Steckt
Euch
die
Toten
in
den
Arsch!“
Wer
bist
Du
denn,
dass
Du
Dich
so
wichtig
nimmst?
Bist
weder
gross
noch
edel
oder
gar
bescheiden
und
aufrichtig.
Ein
eitler
Schreiber
bist
Du,
der
sich
sonnt
in
der
Rolle
des
„einsamen
Rufers“.
Nur
sind
das
Rufe
nach
Zustimmung
für
ein
Verbrecherregime.
Du
bist
ein
Ideologe
des
modernen
Balkanfaschismus.
2
Dein
kitschiges,
verklärtes,
„Grasbüschel--Weltbild“
bekommt
leider
wieder
einmal
viel
zu
viel
Aufmerksamkeit,
und
ich
wundere
mich
sehr,
auf
welch
banaler,
Wein--seliger
Grundlage
Deine
Befürworter
sich
auslassen.
Dein
kleines
dramatisches
Stückchen
gibt
dem
Krieg
nicht
ein
konkretes
Gesicht.
Es
stellt
sich
nicht
gegen
die
ungeheuren
Ausmasse
der
Auslöschung
von
Individualität
(selbst
tote
Gesichter
werden
mit
Baseballschlägern
unkenntlich
gemacht),
sondern
ist
Ausfluss
deiner
aggressiven
Eitelkeit.
Ich
bin
Pazifistin.
Und
wenn´s
nach
mir
ginge,
gäbe
es
nicht
eine
Waffe
auf
Erden!
Jedoch
weiss
ich,
solange
es
Männer
gibt
auf
dieser
Welt
–
Männer
wie
Dich:
einäugig,
unnachgiebig,
machthungrig
und
Ego--breit
--,
wird
es
auch
Waffen
geben
und
somit
Kriege.
Ich
höre
noch
meinen
Kopf
auf
den
Steinboden
knallen.
Ich
spüre
wieder
den
Bergschuh
im
Unterleib
und
auch
die
Faust
im
Gesicht.
Nein
–
Du
bist
kein
Mann
des
Friedens!
----
MARIE
COLBIN
IM
MAI
1999
>>so ist das Deine bewusste Zustimmung zur Blut--Politk des Diktators Milosevic! Das ist Dein Beitrag zur „ethnischen Säuberung“!<<
ReplyDeletewenn sich bloss herausfinden liesse, wovon sie das ableitet.
und was ist denn eine "blut-politik"? was ist uns denn aufgefallen, BEVOR diese kriege losgingen? da hat ganz jugoslawiebn etwa sdie albanischen leute im kosovo hundsmiserabel behandelt, freilich waren dabei serbische leute exponiert. aber der souveraene staat, seine regierung hatte das zu verantworten.
was war das fuer eine politik? das wissen wir nicht, weil es uns furz-egal gewesen ist. also was erregt sie sich?
>>Nur sind das Rufe nach Zustimmung für ein Verbrecherregime. Du bist ein Ideologe des modernen Balkanfaschismus. <<
ReplyDeletedu meine guete! so einfach ist das? diese colbin'sche gefuehlsduselei finde ich unappetitlich.
eine mehr, die vor dem hintergrund der jugoslawienkriege recht schlampig irgendwelche privaten rechnungen abhandelt.
ich wuerde ja gerne wissen, was das sein soll, ein "balkanfaschismus". und wie es, dalls es den gibt, dazu gekommen ist. und wer da, falls es den gibt beteiligt war, sowas zu etablieren.
dazu faende ich einen aufschlussreichen brief anregend.