malte herwig, "author" of meister der daemmerung, threatened the austrian news service
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with a 60,000 Euro lawsuit if they did not remove the one sound response to his book! it appears at the handke discussion and handke watch spot and my arts critic blog at the request of the author, the copyright is the author's.
Marie Colbin: Gedanken zu Peter Handke
Am
8.8.2008 fällt mir Peter Handke nach 20 Jahren Abwesenheit wieder auf
einem Gehweg zu, beinah wie damals Ende Juli 1983 am heißesten Tag des
Jahrhunderts. Wir sitzen im Garten des Hotels Sheraton, und ich sehe
seine kleinen Füße und sehe noch viel mehr und es ist mir vertraut, als
hätten wir uns gestern erst getrennt.
Ein
Jahr später, am 8.8.2009 um 16 Uhr, sitze ich wieder in den Korbmöbeln
mit den winterweißen Pölstern, mir gegenüber Malte Herwig, ein junger,
höflicher, sehr hochdeutsch sprechender Mann, der ein Buch über Peter
Handke plante.
Im
Vorfeld dachte ich, es wäre besser, ich rede mit dem Biographen, er
könne sich dann vielleicht ein schärferes Bild machen, als er orientiere
sich nur am Tratsch der anderen. Malte H. stellte ein Gerät in Tierform
auf den Gartentisch. Ein rot leuchtender Innenkörper mit vier
dunkelgrauen Beinen in Draht gewickelt starrte auf mich. Das Mikro
wirkte wie ein Roboterhund, der jederzeit auf meinen Schoß hüpfen
könnte. Irgendwie irreal, dieses Ding. Noch nie zuvor gesehen.
So
öffnete ich mich also und versuchte auf die Fragen des Biographen zu
antworten. Plötzlich legte mir Malte H. Briefe vor, nicht nur das, er
las sie sogar laut. Als wäre ich vor Gericht, so wurde ich jetzt
geprüft. Diese Briefe waren meine! Ich schrieb sie als sehr junge Frau
an Peter Handke, im Vertrauen und nicht ahnend, dass diese zu Lebzeiten
in fremde Hände geraten könnten. Es gäbe da ein Archiv, einen Vorlass,
und ich war entsetzt und verletzt, fühlte mich verraten und verkauft. In
dieser Hochspannung versuchte ich Haltung zu bewahren und den Fragen zu
folgen. Viele Stunden saßen wir da, redeten, und die Vergangenheit riss
mir das Herz wund. Ich versuchte zu vertrauen, jedoch gelang es mir
nicht ganz.
Am
9. November 2010 wird das Buch erscheinen – das wusste ich, und ich
schlief ab Anfang November schlecht. Der Postbote übergab mir das Paket,
und ich öffnete es langsam. Ein starkes Coverbild lag da vor mir, auf
schwarzmattem Papier. Die Struktur der winterweißen, harten
Bucheinbindung erinnerte mich an die Korbmöbel im Garten des Hotels, auf
denen wir saßen, der Dichter und auch der Biograph. Ich sehe auch noch
den gepflegten Anzug des Biographen, auf den relativ kurz nach Beginn
unserer Begegnung ein Vogel kackte. Ich sagte: „Vielleicht bringt das
Glück!“ Als ich dann den Buchdeckel aufschlug, fand ich mich gleich im
handschriftlichen Tagebuchauszug vom 3. Juni 1984. Sie sagte, ihr
rechtes Bein sei zwei Mal in Gips gewesen: „Aber damals war ich noch
Jungfrau.“ (Satz auf der Brücke) Ein olivfarbenes Blatt liegt auf dem
Text, und dieser Farbton erinnert mich an ein von mir gefärbtes Hemd,
das ich dem Dichter schenkte und mit dem ich somit zur Tintoretta wurde.
Nach
dem Flashback wurde ich nervös, denn ich wollte mich im Innenteil des
Buches suchen, diese Passagen also, von denen mir der Biograph im
Vorfeld bereits berichtete. Wie soll ich ein Buch mit beinah 400 Seiten
in einer Nacht lesen, das geht einfach nicht. Ich muss also erst einmal
drüberfliegen. Die Sache mit Mann und Frau auf Seite 235, ich finde und
fliege. Erst mal bin ich erleichtert. Puh, durchatmen, es hätte
schlimmer kommen können. Jedoch auch stärker und tiefer, so hätte ich es
mir gewünscht.
Da
waren Wörter verdreht, vieles fehlte und manches hätte ich so gar nicht
gebraucht. Erwarte ich zu viel? Ist es denn möglich, wenn Dritte über
Dritte schreiben, dass es der Wahrheit entspricht?
Eigentlich
wollte ich das Buch gleich weglegen, da es belastet und alte Wunden
aufreißt. Ich versuchte die Emotion abzustreifen und etwas gelassener zu
werden, war neugierig und wollte diese Biographie lesen. Zeile für
Zeile. Somit begann ich damit. Als würden die Buchstaben aus den Seiten
fallen. Der Druck ist nicht zentriert, das mag ich nicht. Mir ist, als
würde ich die Buchstaben verlieren beim Lesen.
Dennoch
lese ich den Anfang gern, über diese wilde Mutter und den etwas eitlen
und doch lieben Vater, dessen Hund auf dem Bild mich an den meines
Großvaters erinnert. Es ist kein Collie, wie dort beschrieben, sondern
eine Setterart, diese Hunde liebe ich besonders. Ich fliege weiter und
lache und bin berührt und bewegt.
Der
Biograph war fleißig. Der erste große Teil ist sehr gelungen, finde
ich. Die Nacht ist lang und ich lese und lese. Es bannt mich, es ist
auch spannend, bis ich dann in diese Frauenspur gerate, und ab da kippt
das Buch. Irgendwie stimmt es nicht mehr. Wenngleich im ersten Großteil
vieles auch etwas langatmig ist und diese Rückblenden, die Wiederholung
der Wiederholung, mich manchmal nerven, so wirkt das Geschriebene
dennoch wahrhaftig auf mich. Ab der Frauenspur dann nicht mehr.
Ich
erinnere mich wieder an den ersten Eindruck des Biographen. Ich dachte:
„Der ist zu jung!“ Zehn Jahre später, das wäre besser. Wie soll ein
Mitte-Dreißig-Jähriger eine Biographie über einen beinah 70-Jährigen
schreiben können? Vor allem dieses Frau-Mann-Thema, dafür ist er zu
jung. Noch voll mit Illusion und Paartraum.
Ja,
und dann lande ich wieder inmitten meiner Sätze, verdreht zitiert, und
werde wütend. Nicht nur meine Worte sind verdreht, sondern auch die
anderer. „Lieber, lieber Handke, vergessen Sie keinen Augenblick, dass
Sie mit meiner Frau sprechen!“ Ihr Heller. So wäre das Original gewesen.
„Lieber Peter, bitte bedenken Sie, dass Sie mit meiner Frau unterwegs
sind.“ Ihr A.H. – so steht es im Buch.
Die
Färbung der Zwischentöne, mir wäre die wichtig, denn Heller würde nicht
so mit Handke reden. Und wenn es schon ein Tonband gibt, auf dem ich
Klartext spreche, verstehe ich die Verdrehung nicht. Auch, dass Heller
unterstellt wird, er hätte mich zu dem Polittext 1999 animiert, ist
Irrwitz! Denn in jener Zeit hatte ich bereits 15 Jahre lang keine
Verbindung zu diesem Mann.
Der
Text 99 brach aus mir selbst, aus Wut zwar, jedoch auch aus
Überzeugung. Ich hatte eine andere politische Haltung, da mir alles
Nationale zuwider ist. Ich wünschte mir damals Handke als Mittler und
nicht als derart Wütenden. Ich baute einen Text als Metapher zu diesem
Krieg, und ich fand schrecklich, wie mein Text von der Presse reduziert
und billigst vermarktet wurde. Dass der Biograph jetzt wieder in diese
drei Endsätze taucht und nicht meine politische Haltung weitergibt,
verletzt mich. Wozu sprach ich Stunden mit diesem Mann?
Wenn
ein Vulkan ausbricht, Lava über dich fließt und du überlebst, dies dann
als Tritt in den Po beschrieben wird, dann sage ich, es sollte lieber
geschwiegen werden. Ich würde niemals einen Schreiber bei seiner Arbeit
aufhalten. NIE! Denn ich achte sein Tun und habe davor Respekt.
Ich
möchte nicht, dass so über mich geschrieben wird, denn das ist Lüge.
Ich denke, der Biograph wusste nicht so recht, wie er zum politischen
Teil des Buches gelangen soll. Er benutzte mich als Art Brücke. Als wir
uns begegneten, wollte er den politischen Teil draußen lassen. Ich
sagte: „Das geht aber nicht. Das ist nun mal ein zentrales Thema.“
Ich
fühle jetzt beim Lesen des 6. Kapitels, dass da etwas nicht stimmt.
Dass da zurechtmodelliert wurde. So sehr ich den Anfang des Buches
mochte, so sehr mag ich den Schluss nicht.
Plötzlich
sind wir im Märchen, und alle sollen den Helden lieben. Ja, ich
verstehe, dass der Autor seinen Protagonisten gut aus dem Buch entlassen
will, aber heiligsprechen sollte er ihn nicht.
Ich
erhob meine Stimme, weil ich dazu gebeten wurde. Jetzt schließe ich das
dicke Buch, verlasse das Vergangene, versuche mit den Projektionen und
Wahrnehmungen der anderen klarzukommen, um zu überleben, lande wieder
auf der Erde und LIEBE MEINE FREIHEIT!
Zur Person Marie Colbin* 18. November 1957 in Gmunden, absolvierte die Schauspielschule des Mozarteums in Salzburg, nahm dann Gesangs- und Tanzunterricht.
1977 Debüt in Peter Turrinis „Rozznjogd“. In den 1980ern war sie in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen.
1984 Deutscher Filmpreis als beste Hauptdarstellerin in „Der Fall Bachmeier – Keine Zeit für Tränen“. Colbin lebt als Fotografin und Autorin in Berlin und Salzburg.
Marie Colbin in Film und Fernsehen: 1980 „Auf halbem Weg“, „Reinheit des Herzens“. 1981: „Malou“; 1982: „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“; „Sei zärtlich, Pinguin“, „Miras Haus“. 1983: „Karambolage“, „Das Gold der Liebe“, „Frühlingssinfonie“; 1986: „Die Walsche“; 2004: „Augenleuchten“; 2006: „Die Zeit, die man Leben nennt“.
=F=
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